Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Bernhard Klinckerfuss
Bernhard Klinckerfuss
1881 Stuttgart - 1940 Prien am Chiemsee
Bernhard Klickerfuß wird am 23. Mai 1881 in Stuttgart geboren. Er wächst in einem Elternhaus auf, das seit Generationen ein Sammelpunkt der Künstler und Kunstfreunde ist, in dem Max Reger und Hugo Wolf ein- und ausgehen. Schon früh zeigt sich seine außergewöhnliche zeichnerische und musikalische Begabung. Seine Aufnahmefähigkeit ist so enorm ausgeprägt, dass es ihm nach Erstaufführungen von Orchesterwerken ohne sichtliche Mühen gelingt, deren Eindruck nach nur einmaligem Hören völlig exakt wiederzugeben. In ihrem Buch „Aufklänge aus versunkener Zeit“ beschreibt die Konzertpianistin Margarete Klinckerfuß, die Schwester des Malers, die Musikalität ihres Bruders. „Bernhard war ein so allseitig begabter Mensch, dass diese Vielseitigkeit fast zu Belastung für ihn wurde. Wenn er in seiner Werkstatt neben meinem Musikzimmer arbeitete, konnte es geschehen, dass er plötzlich zur Tür hereinstürzte und mich bat, vom Flügel aufzustehen, um mir eine besonders schwierige Stelle, die ich gerade übte, tadellos vorzuspielen um dann lächelnd wieder zu verschwinden. Wie beneidete ich ihn um diese Gabe und wie genoss ich sein allabendliches Improvisieren.“
Dennoch beginnt Klinckerfuß seine künstlerische Laufbahn nicht als Musiker. Er studiert zunächst Bildhauerei auf der Stuttgarter Akademie, wechselt aber bald zur Farbe über, die ihm mehr liegt. Er hat das Glück mit Christian Landenberger auf einem Lehrer zu treffen, der sein Können erkennt und fördert. Unter dem Einfluss des größten schwäbischen Impressionisten entwickelt Klinckerfuß mit seinem flüssigen Malstil eine erstaunliche Leichtigkeit; die öffentliche Anerkennung lässt nicht lange auf sich warten: „Seine Bilder sind Farbensymphonien, leicht zitternde Klänge, die wie Musik unser Empfinden umschmeicheln“, ist in einer Ausstellungsbesprechung zu lesen. Der um 18 Jahre ältere Otto Reiniger und Hans Molfenter, die seine Arbeiten kennen und schätzen, gehören zum Stuttgarter Freundeskreis.
Klickerfuß drückt in seiner Kunst eine tiefe Beziehung zur Natur und eine innige Liebe zur Musik aus. Es gibt sehr gelungene Porträts, aber sein eigentliches Metier sind doch die Landschaftsdarstellungen und Figurenbilder, die immer wieder neu zu gestalten er niemals müde wird. Er beschäftigt sich zwar mit einer Vielzahl künstlerischer Ausdrucksmittel wie Porträtbüsten, Aquarellen und Radierungen, aber seine Ölbilder, die im Laufe der Jahre zu einer immer freieren Bildsprache und einer Beschränkung auf das Wesentliche finden, zeigen seine Persönlichkeit wohl am deutlichsten.
1912 übersiedelt Klinckerfuß nach Prien an den reizvollen Chiemsee. Er wird Mitglied des Münchner Kunstvereins und schließt sich der „Luitpoldgruppe“ an, einer Abspaltung der Münchner Künstlergenossenschaft. 1914 debütiert er im Münchner Glaspalast mit den Bildern „Herbstabend“ und „Winterabend an der Prien“. Bis 1927 beteiligt er sich in unregelmäßigen Abständen an den internationalen Ausstellungen, so z. B. in der Städt. Galerie der Villa Berg in Stuttgart („Porträt des Marchese Casanova mit Gattin“), in der Städt. Galerie Rosenheim („Schiff im Dock“) und im Heimatmuseum Prien („Alte Weide auf der Herreninsel“ und „Das Alte Wehr im Eichental“).
Schon von Stuttgart aus und in den Jahren am Chiemsee unternimmt er zahlreiche Reisen nach Frankreich, Italien und England. Auch Sylt, Rügen und Hamburg sind immer wiederkehrende Motive in seinem Œuvre. Eine innige Freundschaft verbindet ihn mit Karl Hagemeister, der zurückgezogen in Werder an der Havel lebt. Gemeinsam verbringen sie viele Wochen direkt am Meer. Ein ausdruckstarkes Porträt, das Klinckerfuß von seinem Freunde malt, erinnert an jene erlebnisreiche Zeit.
1921 gründen die Maler Bernhard Klinckerfuß, Paul Roloff, Emil Thoma, Karl Hermann Müller-Samerberg, Paula Rösler und Friedrich Lommel die „Freie Vereinigung Chiemgauer Künstler“, die auf Vorschlag von Annette Thoma den Namen die „Welle“ erhält.
Die damalige Krongutverwaltung verpachtet ihnen zu einem günstigen Preis die „Stocker-Schäre“, ein Teil der heutigen Strandpromenade. Nach Plänen von Klinckerfuß wird der zweckmäßige und mustergültig belichtete Pavillon errichtet, dessen gesamte Baukosten ausschließlich von den Mitgliedern getragen werden. Friedrich Lommel, der Bildhauer, hat mit zwei edlen, in die Wand eingelassenen Terrakotta-Reliefs die schlichte Fassade des ockerfarbenen Ausstellungsgebäudes wundervoll belebt.
Zusammengefunden hat man sich nach künstlerischem und menschlichem Verstehen, deshalb wird auf eine Jury verzichtet. Jeder ist für seine Ausstellungswand, die jährlich gewechselt wird, selbst verantwortlich. Dies gilt auch für die Gast-Aussteller, von denen einige als regelmäßige Gäste viele Jahre hindurch mit der Stammmannschaft ausstellen, so z. B. Benno Eggert, Rudolf Hause, Emil Ernst Heinsdorff, Theodor Hummel, Lisbeth Lommel, Oskar Martin-Amorbach, Rudolf Sieck und Wolfgang Zeller. Die Anwesenheit von Bildern Karl Hagemeisters (1928/29) und Max Slevogts (1929/30), legt Zeugnis dafür ab, wie hoch die Ausstellungen des „Welle-Kreises“ von diesen Meistern internationaler Geltung geschätzt wird.
„Die Welle gefällt allgemein – nur ist natürlich bei den Geldverhältnissen und dem bekannt teuren Prien der Besuch nur schwach – dafür aber der Verkauf fabelhaft“ schreibt Klinckerfuß 1925 an Roloff. Auch ein Hagelunwetter im Jahre 1927, dem das Oberlicht zum Opfer fällt, lässt sie nicht entmutigen.
Die Mission der „Welle“ ist nicht anderes als der Wille, aus dem herkömmlichen Massenausstellungswesen herauszukommen, lieber eine kleine, aber innerlich harmonische Ausstellung zu schaffen, in der nicht ein Bild das andere stört, sondern jeder das andere und das Ganze trägt, bei aller Wahrung der künstlerische Eigenart des einzeln Schaffenden.
Doch 1934 schlägt die Stunde der „Welle“. Die Chiemgau-Zeitung berichtet am 29.06.34: „In diesen Tagen wird das Ausstellungsgebäude der Künstlervereinigung Welle abgebrochen. Infolge freiwilliger Verständigung mit der Gemeinde und beiderseitigem Entgegenkommens wird damit der Wunsch auf Freilegung des Blickes unmittelbar an der Ankunftsstelle aller Seebesucher, wie der nach Vergrößerung der Schären, erfüllt. Die Künstler haben diesem dringenden Bedürfnis durch Verzicht auf noch weitere acht Jahre an diesem hervorragenden Platz Rechnung getragen bzw. der Gemeinde Prien die sehr großen Kosten einer Verlegung des Gebäudes vor Vertragsablauf erspart.“ Noch einmal demonstrieren die Mitglieder der „Welle“ ihre Verbundenheit und organisieren 1934 eine Ersatz-Ausstellung, die trotz Proteste der Rosenheimer Künstlerschaft im dortigen Rathaussaal durchgeführt wird.
Klinckerfuß zieht sich fortan mehr und mehr zurück und stirbt schließlich nach langem schweren Leiden, erst 59 Jahre alt, am 14. August 1940 in Prien am Chiemsee.
Der Kunstverein Rosenheim veranstaltet 1943 eine umfangreiche Gedächtnisausstellung. Die Eröffnungsrede hält sein langjähriger Freund Professor Paul Roloff.
Franz Gailer
Öl auf Leinwand auf Karton ⋅ 70 x 55 cm
Öl auf Leinwand auf Sperrholz ⋅ 60 x 47,5 cm
Öl auf Leinwand auf Karton ⋅ 31,5 x 55,5 cm
Öl auf Sperrholz ⋅ 66 x 50,5 cm
Öl auf Leinwand auf Karton ⋅ 68,5 x 50 cm