Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Dorothea Stefula
Dorothea Stefula
1914 Hamburg - 1997 Prien am Chiemsee
Gyorgy und Dorothea Stefula leben seit Ende des Krieges, als gebürtige und gelernte Hamburger naturgemäß zum Wasser hingezogen, unterhalb von Prien am Chiemsee. Sie gehören somit zur Staffage einer klassischen Ansichtskartenlandschaft, jedoch unauffindbar darin und selber dem ständigen Anblicke derselben entzogen durch eine Wildnis von Bäumen, Gesträuch und verwilderten Blumen, die das Refugium des Malerehepaars und ihrer inzwischen flügge gewordenen Kinder dicht umschließt und in eine stille Einsiedelei verwandelt, welche die Poesie eines ewigen Sonntagnachmittags zu erfüllen scheint.
Jeder von beiden illuminiert seinen Traum auf andere Weise: er wie von euphorischen Visionen erleuchtet, sie still und ernst, auch wo es lustig zugeht, introvertiert, mit einer schimmernden kleinen Träne, von der nicht sicher ist, ob sie Glück oder Melancholie signalisiert. Die hier in fast fünf Jahrzehnten, gleichsam Wand an Wand entstandenen Bilder sind vom Sujet, aber auch von der rein handwerklichen Präsentation her grundverschieden, selbst dort, wo eine thematische Verzahnung zu erkennen ist. Gyorgy selbstbewussterem Pathos liegen die großen Flächen, Dorothea bescheidet sich in der Regel mit miniaturhaften Kleinformaten. Er strebt hinaus, sie blickt gedankenvoll in sich hinein. Er ist Vagant, sie richtet sich, eine sublime Meisterin des Stillebens und Interieurs, am liebsten in Schneckenhäusern ein.
Es nimmt schon Wunder, dass sich zwei absolut adäquate Begabungen wie die Stefulas im täglichen Nebeneinander ohne Verlust der Identität, ohne geringste Angleichung entwickeln und profilieren konnten. Das von beiden Seiten eingehaltene Tabu jeder Art von Einflussnahme lässt unausgesprochen ahnen, dass ein so diszipliniertes Wohlverhalten am ehesten auf der neidlosen Bewunderung beruht, die man dem Talent des anderen entgegenbringt.
Auf einem Bildnis seiner Eltern lässt Gyorgy Stefula ein Liebespaar durch einen wahren Garten Eden wandeln – ein ungarischer Jockey Hand in Hand mit einer Französin, die aus der Familie eines Weinbauern stammt. Das Exzentrische dieser Ehe erklärt womöglich den schwer zu fixierenden Standort des Malers, an dem sich Einfalt und Raffinement auf paradoxe Weise zu begegnen scheinen. Gyorgy hat seine Staffelei unter dem klarblauen Himmel der "peintres naifs" aufgestellt, gern in der Nähe eines Gewässers, was ihm Gelegeheit verschafft, Brücken und Kraftwerke mit der Faszination des technischen Laien abzubilden und die Landschaft mit Frauenakten von geheimnisvoller Art auszustatten. Alle Szenen wirken gestochen scharf. Seine Liebe zum Gegenstand schafft eine unwirkliche Wirklichkeit, die frei von Arg und Tadel ist. Belanglose und unwirkliche Orte, etwa ein altes Stauwehr oder ein von Fabrikabwässern geschwärzter Teich, verwandeln sich in Idylle, die das Gemüt wie Schauplätze unvergeßlicher Kindheitserinnerungen bewegen.
Manchmal sieht die Natur wie ein arkadischer Garten aus. Mit Entzücken gleitet der Blick über Blumenrabatten und eilt durch schattige Alleen fernen Schlössern und Bergen entgegen. Die Nachbarschaft von Herrenchiemsee bringt es mit sich, dass er dem bayerischen Märchenkönig Ludwig beim Abendspaziergang im Schloßpark wie einem alten Bekannten begegnet. Obwohl Stefula nur angemaßter Bayer ist, malt er den Verklärten, als ginge es um eine Heiligenerscheinung: in das geisterhafte Licht des Vollmonds gerückt, barhäuptig, eine Rose in der Hand. Daß er mit den Gestalten der Mythologie auf gutem Fuße steht, lassen die Nymphen erkennen, die Fangball und Blindekuh spielen, oder auf einem Diwan im Garten ruhen, von treuherzigen Hunden bewacht, die selber wie Fabelwesen anzusehen sind. Stefula verschönt die Gegenwart und verzaubert die Legende. Bei so viel Friedfertigkeit überrascht es nicht, daß seine Darstellung des Aktäon dem Ernst der Gefahr nicht gerecht wird, die dem in einen Hirsch verwandelten Waidmann droht. Die Hunde, von denen man weiß, daß sie ihren Herrn zerfleischen werden, springen wie Eichhörnchen an ihm empor, während Diana und ihre Gespielinnen den Armen auslachen und mit Wasser bespritzen.
Das figürliche Thema, mag es auch von der Poesie alter Buchmalereien sein, macht nicht den ganzen Inhalt seiner Bilder aus. Daneben gehört seine Zärtlichkeit und Andacht der Landschaft, die dem Auge erlaubt, beglückende Spaziergänge darin zu unternehmen. Sie besitzt die Transparenz und Frische, wie sie nach Regengüssen herrscht – eine späte herbstliche Sonnenfülle scheint sie zu übergolden. Es gibt in diesen Bildern wenig glattgestrichene Flächen. Mit der Akribie eines gelernten Botanikers verzeichnet er die Fülle des Wachstums und der Arten. Hunderte von Gräsern ergeben eine Rasenfläche, hunderte von Blättern das Laubwerk einer Baumgruppe. Hunderte von Pinselstrichen bringen die Farben zum Leuchten. Allein sein Grün hat ungezählte Nuancen. In der Fülle und pathetischen Präsenz der Einzelheit erhält die Natur zuweilen das Urwaldhafte eines Rousseaus, und wenn es um Gebirgspanoramen geht, fühlt man sich gelegentlich in die herbe Einsamkeit der Landschaften von Bauchant versetzt: Anklänge, die nie die originäre Substanz seines Werkes in Frage stellt.
Während Gyorgy mitunter enormen Spielraum braucht, allein um seine botanischen Paradestücke in Szene zu setzen, genügt Dorothea meist ein Zimmer oder Rasenstück vor der Tür, sehr oft nur ein Tisch oder ein Fensterbrett, ihre ganz und gar unprätentiöse häusliche Umwelt auszubreiten, die allerdings Gegenstand einer geradezu hingebungsvollen Aufmerksamkeit ist. Diese gilt auf vielen, vielleicht den meisten ihrer Bilder, Kindern, Geschöpfen von seltsam ergreifenden Ernst, die sich brav die Hände halten. Es sind die eigenen Kinder, später die Enkelkinder, oft in Gesellschaft nachdenklicher Mütter. Wo sie porträtiert – in der Hauptsache Frauen, trifft sie einen Ausdruck von traumhafter Gelassenheit, der, jenseits aufdringlicher Emotionen und Affekte, bereits im Bereich des Stillebens liegt, Dorotheas ureigenster und persönlichster Domäne, die ihrer erstaunlichen Begabung einen Zug von Altmeisterlichkeit verleiht und eine Vorliebe für Georg Fegel, für Jan van Kessel und Luise Moillon verrät. Die Wertschätzung des Kleinen und Unansehnlichen, die Geduld und Wahrheitsliebe, mit der die Malerin das Eigenwesen des geringsten Gegenstands zu ermitteln und seiner Banalität zu berauben sucht, charakterisiert Dorothea Stefula als stille Hüterin der Blauen Blume.
(Dr. Günter Böhmer, Dorothea und Gyorgy Stefula, Städtische Galerie Rosenheim 1980).
Öl auf Leinwand ⋅ 28 x 32 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 26 x 31 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 45 x 60 cm
Aquarell, Feder ⋅ 22,5 x 16 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 38 x 29,4 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 32,5 x 40 cm
Öl auf Leinwand
Öl auf Leinwand ⋅ 27 x 34 cm
Öl auf Leinwand
Öl auf Leinwand auf Karton ⋅ 25 x 31 cm