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Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Franz Naager

Franz Naager

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Franz Naager

1870 München - 1942 München

Franz Naager gehörte zu den wenigen Münchner Künstlern der Jahrhundertwende, die in der Isarmetropole auch geboren wurden. Mit 16 Jahren trat er in die Münchener Kunstgerwerbeschule ein und wurde dort Schüler von Ferdinand Barth. 1889 besuchte Naager für kurze Zeit den Zeichenunterricht bei Gabriel von Hackl. 1890 wechselte er an die Münchener Akademie zu dem Maler und Kunstgewerbler Rudolf Seitz, der zusammen mit Gabriel von Seidl ein Atelier für Innendekoration unterhielt und mit dem Architekten Lorenz Gedon befreundet war. Durch Vermittlung seines Lehrers erhielt Naager Aufträge von Seidl und verkehrte von nun an im Hause Gedons.

1893 reiste Naager erstmals nach Venedig, der Stadt seiner Urahnen. Er lernte die alte venezianische Familie Della Rovere kennen und verliebte sich in die einzige Tochter des Hauses. Am 25. Mai 1896 heiratete er seine Auserwählte und vollzog damit den entscheidenden Schritt in seinem Leben.

Naager entwickelte eine Leidenschaft für alte venezianische Meister und begann, unermüdlich in seine Sammlung zu investieren. Trotz zahlreicher, vorwiegend aus Deutschland kommender Aufträge, finanzierte er sich seine Anschaffungen zunehmend über Kredite, deren Wucherzinsen ihn nicht störten. Es dauerte nicht lange, bis der Schuldenberg ihn erdrückte. Er war gezwungen, seine Sammlung mit Meisterwerken - u. a. von Tizian - in Köln versteigern zu lassen. Für Naager bedeutete dies den totalen finanziellen Zusammenbruch.

In dieser Situation flüchtete Naager nach Venedig und besann sich seiner dekorativen Einfälle und Ideen.

Naager kaufte den Palazzo Contarini und andere kleine Paläste, um sich in seiner Produktivität voll entfalten zu können, gründete Werkstätten für dekorative Plastik, Bildhauerei, Architektur und Innendekoration, in denen er zweitweise bis zu 200 Angestellte beschäftigte. Er erfand ein neues Verfahren zum Bedrucken von Tapeten, entwarf Intarsien, Mosaiken, Reliefs, Stuckaturen, Gerätschaften, Schmuck, Möbel, Kleinkunst, Vorsatzpapiere für die Buchbinderei und ließ nach seinen Ideen und Zeichnungen Arbeiten in Holz, Stein, Marmor, Keramik, Glas und Metall ausführen.

Gabriel von Seidl erteilte ihm den Auftrag, die Villa Scherl in Berlin auszumalen. Dort machte er die Bekanntschaft des Berliner Stadtbaurates Geheimrat Hoffmann, der ihm die Gestaltung des Lichthofes im Kaufhaus Wertheim übertrug: Aus der Reichshauptstadt folgten weitere Aufträge; u. a. für das Kaiserliche Schloss, das Rathaus, Krankenhäuser und Friedhöfe, Kaufhäuser und Gaststätten, private Villen und Paläste. 1913 verlieh ihm der Preußische Staat für seine Verdienste um die künstlerische Gestaltung Berlins den Professorentitel.

In München gestaltete er zwei bemalte Holzdecken nebst Fries im Nationalmuseum und Fresken im Künstlerhaus und im Hause Knorr.

Er gründete das "Kunsthaus Naager" und steckte erneut gewaltige Summen in seine große Leidenschaft, die Alten Meister.

Nachdem seine Ehe mit Nice Della Rovere kinderlos geblieben war - der Sohn starb drei Stunden nach der Geburt, ging die Verbindung auseinander. Naager ließ sich 1911 scheiden und kehrte nach München zurück. Dort heiratete er seine Jugendliebe Gogo Gedon, die Tochter Lorenz Gedons.

Naager kaufte von Kaiser Wilhelm II. das leerstehende, alte Haus der ehemaligen Schack-Galerie in der Briennerstrasse. Dort konnte er seine umfangreiche Sammlung ausbreiten und öffentliche Ausstellungen arrangieren. Er besaß bedeutende Gemälde von Bellini, Giorgione, Greco, Magnasco, Dürer, Tintoretto, Tizian, Veronese und anderen erstklassigen Meistern. Doch Naager übernahm sich ein zweites Mal. Bedingt durch die herrschenden Zeitumstände - den I. Weltkrieg - blieben neue Aufträge weitgehend aus, und er geriet abermals in finanzielle Schwierigkeiten, die ihn ihn den Ruin trieben. Naager musste alle seine wertvollen Gemälde weit unter Wert verkaufen. Er reiste nach Venedig und fand dort seine Besitzungen und Werkstätten von der italienischen Regierung beschlagnahmt. Seine Unternehmungen brachen zusammen. Mit 48 Jahren war Naager gezwungen, noch einmal von vorn anzufangen.

Mit seinen letzten Ersparnissen erstand er abseits der großen Kunstzentren ein Haus in Bergen am Chiemsee. Er entdeckte seine Liebe zur Malerei aufs Neue und widmete sich fortan ausschließlich diesem Metier.

Die Rahmen für seine Bilder schnitzte und bemalte er meist selbst, um, wie er einmal sagte, "den Stilbruch eines nicht passenden Kleides zu vermeiden". (1)

Naager war ein Grandseigneur des Pinsels. Seine flüssige, spontane Pinselschrift und die Leichtigkeit seines Farbauftrages waren vor allem durch Guardi und Magnasco beeinflusst. Ein Ton, gemischt aus Schimmer und Dunkel, herrschte vor und gab der Verbindung München und Venedig, die in dem Künstler lebte, ihren bestimmenden Ausdruck. Naagers Handschrift ist unverwechselbar und weist ihn als Impressionisten aus. Er malte die Heiligen und Hexen, die Bettler und Nobili, die Akte und Hetären in den Spelunken und Palästen, Ateliers und Straßen Venedigs, die Prozessionen, Raufereien und Duellszenen auf dem Marktplatz, das karnevalistische Maskentreiben, und Don Quijote, auf den er durch Goya aufmerksam wurde.

"Seine kursiv zu nennende Faktur, seine Abbreviaturen im Formalen und sein Kolorismus, der die schrillen Töne vermeidet und sich gern im chromatischen Bereich bewegt, weisen ihn als eigenständigen, originellen und bemerkenswerten Künstler um die Jahrhundertwende aus, der die Ansätze aus dem 19. Jahrhundert und aus dem Barock aufgreift und autonom in eine eigene Bildwelt integriert." (2)

1924 verkaufte Naager sein Anwesen in Bergen am Chiemsee. Mehrmals noch wechselte er seinen Wohnort zwischen München und Venedig. Von 1928 bis 1934 wohnte er abwechselnd im Schloss Tittmoning an der Salzach und in München. Anschließend zog er für immer nach München.

1940 arrangierte der Münchner Kunstverein anlässlich seines 70. Geburtstages eine Kollektivausstellung. Naager war Mitglied der Münchner Sezession und aktiver Mitwirkender der Künstlergesellschaft "Allotria". Die Münchner Akademie ernannte ihn 1929 zu ihrem Ehrenmitglied.

Gegen Ende seines Lebens wohnte Naager in der Barerstrasse in München. Dort starb er am 9. Januar 1942.

1947 gab die Stadt München einer Strasse den Namen "Naagerstrasse".

Die Münchner Städtische Galerie im Lenbachhaus besitzt von Franz Naager neun Gemälde, die in den Jahren 1929 bis 1952 für die Sammlung erworben wurden. Ankäufe tätigten ferner die Neue Pinakothek (u. a. 1914), die Neue Staatsgalerie (1924) und die Nürnberger Kunsthalle.

Franz Xaver Maria Gailer

1) Hermann Reiner (Hrsg.), Münchner Impressionisten der zwanziger Jahre, Franz Naager, Babenhausen 1981;
2) Horst Ludwig, Franz Naager - ein Münchner Impressionist, in: Weltkunst, 1. August 1990, Heft 15, S. 2272.

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Rückblick
Flucht nach Ägypten ⋅ 1923

Öl auf Karton ⋅ 49 x 76 cm

Gondelfahrt in Venedig ⋅ 1941 Image
Rückblick
Gondelfahrt in Venedig ⋅ 1941

Öl auf Hartfaser ⋅ 33 x 44 cm