Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg
Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg
1895 Schwandorf - 1969 Westerbuchberg, Übersee am Chiemsee
Unbändig und wild breiten sich die feinen, silbergrauen bis weißen Farbgespinste auf seinen Werken aus. Es ist keine lärmende, kontrastsuchende Koloristik, der Franz S. Gebhard-Westerbuchberg nachspürt. Oftmals führt seine gedämpfte, dunkle Farbigkeit zu herben, düsteren Stimmungen, die seinem kantigen Charakter entsprachen. „Weiß, Grün und Schwarz sind meine Farben“ (1), bekennt der Künstler seine Vorliebe, gleichsam wie seinen „Hang zum Grüblerischen“ (2). Obgleich seine Inspiration und seine Impulse aus der Natur stammten, entstanden seine Arbeiten hauptsächlich im Atelier. Für Gebhardt-Westerbuchberg galt nur dem innerlich Erlebten seine gesamte Aufmerksamkeit. Er konzentrierte sich vollständig auf den im Geiste verdichteten und nachempfundenen Eindruck, den er überwiegend aus seiner Erinnerung heraufbeschwor.
Der Weg zum renommierten Künstler, der sich als Mitglied der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft ab 1948 ständig in den Ausstellungen im Haus der Kunst beteiligte und dem mehrere Kulturpreise (3) angetragen wurden, war dem am 29. Januar 1895 im oberpfälzischen Schwandorf geborenen Knaben keineswegs vorherbestimmt gewesen. Seine Kindheit war durch den frühen Tod der Mutter und dem Einzug der infamen Stiefmutter stark gezeichnet. Als 13-Jähriger musste er bereits das elterliche Haus verlassen, um eine von unerbittlicher und mitleidloser Hand geführte Hotelfachlehre aufzunehmen. Nach Beendigung dieser dreijährigen Ausbildungszeit zog es ihn hinaus in die Welt, nach Südfrankreich und Spanien, um die ungewohnte Freiheit auszukosten.
„Wer Lust am Zeichnen hat, kann sich melden in Zelt X Camp 1. […] Acht Tage später saß ich mit Gleichgesinnten in einem primitiven mit Zeltplanen eingerichteten Raum und versuchte, einen Krug zu zeichnen.“ (4) In einem Internierungslager auf der Isle of Man fand er letztlich unter Anleitung des gleichfalls inhaftierten Bildhauers Gustav A. Bredow (1875-1950) zur Kunst. Während eines Aufenthaltes in London hatte ihn der aufziehende Erste Weltkrieg überrascht, infolgedessen er und 40000 Leidensgenossen in das Internierungslager deportiert wurde. Nach seiner Freilassung 1919 blieb er, den Wunsch Bredows beherzigend, der Kunst treu. Er trat 1920 in die Münchner Kunstgewerbeschule und zwei Jahre darauf in die Münchner Akademie ein, in der besonders Adolf Hengeler (1863-1927) einen großen Eindruck auf den jungen Mann ausübte. Im Gegensatz zum Großteil seiner Malerkollegen an der Akademie besaß Italien als Studienort jedoch keinen Reiz für ihn. Der „Oberpfälzer Dickschädel“ (5) hatte sich längst für Spanien und den Besuch der alten Meister Goya, Velazquez und El Greco entschieden. „Diese Spanienreise, um es vorweg zu sagen, war künstlerisch wie menschlich mein größtes Erlebnis. Noch heute nach siebenunddreißig Jahren zehre ich davon.“ (6) Aus dem geplanten zweiwöchigen Aufenthalt von 1927 wurde ein volles Jahr. Die unbekümmerte Zeit seines freien, spartanischen Malerdaseins endete schließlich im Jahr 1929, als er sich mit der Braunschweiger Kaufmannstochter und Bildhauerin Käthe Seele verehelichte. Um seiner neuen Familie ein dauerhaftes Einkommen zu sichern, trat er, nachdem er eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, in die Eisengroßhandlung seines Schwiegervaters ein.
„Denn wer ihn kennt, der nennt ihn nur bei diesem Namen, und so ist er auch längst für die Kollegen in München »der Westerbuchberg« schlechthin geworden – als leibhaftige Verkörperung des Bodens, auf dem er lebt und malt und wirkt." (7) Die fünf Jahre seiner kaufmännischen Tätigkeit glichen einer künstlerischen Abstinenz. Aus diesem Grund kehrte er ihr 1934 den Rücken, kaufte ein Bauernhaus in Westerbuchberg bei Übersee am Chiemsee und verdingte sich fortan als Landwirt. Auch der Kunst konnte er hier abermals hinlänglich frönen. Künftig zog es ihn jedes Jahr nach erledigter Heuernte auf die Fraueninsel, auf der er sich mit „kratzig-stacheligem Pinselstrich“ (8) seinem Lieblingsmotiv, den zum Trocknen aufgehängten Fischernetzen, widmen konnte. Seine Zuwendung zur Vanitas-Motivik und religiösen Thematik mag sich im Zuge seines fortschreitenden Alters und seinen Erlebnissen als Bildberichterstatter während des Zweiten Weltkrieges vollzogen haben. Eine besonders hohe Resonanz hat hierbei sein aus vierzig schwarz-weißen Monotypien bestehender Zyklus „Die Passion“ (1959) erhalten. Nachdem Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg 1952 seine Felder verpachtet hatte, konnte er sich, bis zu seinem Tod am 17. Februar 1969 in Übersee am Chiemsee, nach der Ausübung vieler Professionen ausschließlich in seine Passion versenken.
Franz Xaver Maria Gailer
1) Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg, in: Anton Sailer (Hg.): Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg, München 1964, S. 28.
2) Franz von Sales Gebhardt: Wie war es eigentlich? (Meine Lebensbuch), Übersee 2009, S. 17.
3) Er erhielt 1964 die Nordgau-Ehrenplakette der Stadt Amberg und 1966 den Ostbayrischen Kulturpreis.
4) Franz von Sales Gebhardt: Wie war es eigentlich? (Meine Lebensbuch), Übersee 2009, S. 77.
5) Fritz Gebhard-Seele: Vorwort, in: Franz von Sales Gebhardt: Wie war es eigentlich? (Meine Lebensbuch), Übersee 2009, o.S.
6) Franz von Sales Gebhardt: Wie war es eigentlich? (Meine Lebensbuch), Übersee 2009, S. 96.
7) Anton Sailer: Franz S. Gebhardt-Westerbuchberg, München 1964, S. 39.
8) Franz Hilger: Eigensinniger Quer-Maler, in: OVB (05.09.1991), o.S.
Öl auf Hartfaser ⋅ 36,5 x 51 cm
Öl auf Hartfaser ⋅ 43,5 x 54,5 cm
Öl auf Hartfaser ⋅ 32 x 40 cm
Öl auf Holz ⋅ 54 x 41 cm
Öl auf Hartfaser