Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Johannes Schmid-Schilding
Johannes Schmid-Schilding
1895 München - 1975 Schilding am Samerberg
Vom Samerberg nach Rom - und zurück
„Seid doch so gut und schickt nur meinen Malkasten! Ich muß ja deswegen nicht immer malen.“[1] Diese Bitte erreichte den Samerberg im Jahr 1910 per Postkarte. Der Absender war der 15 Jährige Johannes Schmid, der in Freising Lehramt studierte. Der Vater – selbst Lehrer – hatte auf diese berufliche Ausrichtung gepocht, obschon er den Bildenden Künsten nicht abgeneigt war, zu denen es seinen Sohn hinzog. Daran war er nicht ganz unbeteiligt, pflegte er doch regen Kontakt zu Künstlerkreisen. Das künstlerische Interesse des kleinen „Josch“ – mit dieser Signatur versah Johannes Schmid-Schilding zu anfangs noch seine Werke – mag sich in dieser lebhaften Gesellschaft, der er liebend gerne beiwohnte, entzündet haben. Ob der junge Mann die gewünschten Malutensilien im Zuge dieser Postkarte erhalten hat, ist nicht überliefert. Allerdings nahm er drei Jahre später, nachdem er sein Lehrstaatsexamen erfolgreich bestanden hatte, das Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule auf. So war der Vater beruhigt und er konnte sich voll und ganz der Kunst widmen – zumindest für eine kurze Spanne. Schließlich begann eine der dunkelsten Perioden des Jahrhunderts.
Keine Zeit habe ihm so sehr das Fürchten gelehrt wie der Erste Weltkrieg, bekundete Schmid-Schilding, der bis Kriegsende im Bayerischen Leibregiment diente.[2] Der Krieg, der so viele Hoffnungen und Träume über Nacht zerstört hatte, konnte die Ambitionen des angehenden Künstlers jedoch nur hinauszögern. Als das Leben wieder an Normalität zurückgewann, kehrte er an die Kunstgewerbeschule zurück und trat 1919 in die Zeichenklasse von Hermann Groeber an der Münchner Akademie ein. Dies legte den Grundstock seines späteren, künstlerischen Schaffens. Einen größeren Einfluss besaß nur noch Franz von Stuck, für dessen Malschule Schmid-Schilding im Anschluss zugelassen wurde. In diesem Zusammenhang ist Einfluss jedoch nicht lediglich als die Übernahme einer Malweise zu verstehen. Tatsächlich erinnert sein künstlerisches Schaffen nur wenig an die früheren Lehrmeister. Schmid-Schilding war ein ruhiger, in sich gekehrter Mensch, der alle Eindrücke begierig in sich aufsog, aber stets seinen eigenen Weg suchte. Jede neue Stilrichtung oder künstlerische Strömung weckten sein Interesse und er war für jede Veränderung offen. Sein Schaffen war von einem beständigen Prozess der Erneuerung und des Reifens geprägt.
Sein zurückhaltendes, bescheidenes Wesen zeigt sich auch in seiner Malweise, die sich nie hastig, überstürzt oder ungezügelt darstellt. Jeder Pinselstrich ist mit Bedacht gesetzt, jede Linie wohl überlegt. Es ist die Komposition, die in seinem Schaffen über allem steht und ihn auf die dauerhafte Suche nach der richtigen Form und dem passenden Ausdruck führt. Auf die hohe Bedeutung dieses Bildmittels hatte ihn Franz von Stuck verwiesen, bei diesem Schmid-Schilding in den letzten beiden Jahren seines Studiums Komponierschüler war. So sind seine Schöpfungen auch keine verbildlichten Impressionen, sondern vielmehr wohl durchdachte Zeugnisse seiner Einstellungen und Überlegungen. Nicht wenige (angefangene) Bilder ließ er ruhen, manchmal für mehrere Jahre, um neue formale Ideen oder Empfindungen einfließen zu lassen, bis er wahrlich mit seinem Werk zufrieden war. Seine Signatur empfand er dabei gleichfalls als störend und verzichtete später gänzlich auf einen Namenszug.
Nach dem Tod des Münchner Malerfürsten, Franz von Stuck, im Jahr 1928 verschlug es Schmid-Schilding zunächst als freischaffender Künstler nach Berlin, daraufhin ab 1933 nach Leipzig. Doch obgleich er dort zahlreiche Bekanntschaften schloss und unzählige künstlerische Eindrücke erhielt, eine neue Heimat fand er nicht. Fündig wurde er an einem Ort, der sich schon früh als Wunschtraum des gebürtigen Münchners äußerte und an den es ihn kurz nach seiner Eheschließung mit einer baltischen Kunststudentin im Jahr 1937 verschlug: die ewige Stadt – Rom. Die Jahrtausende alte Historie der italienischen Metropole, über die er unaufhörlich zu erzählen wusste, hatte ihn vollständig in ihren Bann gezogen. Obgleich Schmid-Schilding auch in Deutschland zahlreiche Ausstellungen beschickte – beispielsweise im Glaspalast, im Münchner Kunstverein oder bei den Frauenwörthern auf Frauenchiemsee – wurde ihm in Italien eine wesentlich höhere Anerkennung zuteil. Das drohende Unheil des Zweiten Weltkriegs vertrieb ihn aus seinem Paradies. Mit kleinem Gepäck, viele seiner Werke hinter sich lassend, verließ er Rom 1943 und nahm Zuflucht in Schilding am Samerberg. Hier war er von den Wehen des Krieges weitestgehend unbeeinträchtigt und konnte sich weiter ungestört der Malerei widmen. Die kleine Ortschaft Schilding, die er fortan als Namenszusatz führte, stand im starken Kontrast zur italienischen Großstadt und doch verspürte er auch zu dieser Gegend eine innige Verbundenheit. Nachdem er im Jahr 1957 erneut nach Rom zog, war es der Samerberg, der ihn zu seinem Lebensabend lockte und den er ab 1971 bis zu seinem Ableben im Januar 1975 bewohnte. Beide Orte machen den Künstler, den Menschen Johannes Schmid-Schilding aus. Nur allzu trefflich lässt sich hierzu Johann Wolfgang von Goethe zitieren: „Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust.“[3] Die eine Seele des Künstlers sann nach der regen Betriebsamkeit und Geschichtsträchtigkeit Roms, die andere nach der Abgeschiedenheit und Naturnähe des kleinen Schilding – Zeugnisse eines in sich ruhenden, weltgewandten Mannes.
[1] Aus der Postkarte von Johannes Schmid-Schilding an seine Eltern von 1910.
[2] Vgl. Kat. Ausst. „Johannes Schmid-Schilding. Ein bayerischer Maler in Italien“ (München, Pavillon Alter Botanischer Garten, 1977), Textbeitrag von Richard Kaufmann, S. 5.
[3] Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil, Berlin 1879, Vers 1112.
Mischtechnik auf Leinwand ⋅ 45 x 35 cm
Öl auf Leinwand 58 x 68 cm
Öl auf Karton ⋅ 28,5 x 31,5 cm
Aquarell, Tusche ⋅ 8,8 x 13,9 cm*
"Liebster Papa! Wir dürfen am Sonntag (den 16.X.09) heimfahren. Wir werden eine erfreuliche Nachricht mitbringen. Wie geht es der Mama? Deine Karten haben mich riesig gefreut. Ich werde, wenn ich bei euch bin alles erzählen. Diese Karte habe ich selbst gezeichnet. Da es 3/4 2 Uhr ist und ich zur Schule muß, muß ich ruhen. Seit herzlichst gegrüßt und geküßt euer lieber Hans"
Tuschfeder ⋅ 8,9 x 14 cm*
"Liebste Eltern! Wie geht es euch. Mir geht es gut. Nur einen Schmerz habe ich. Seid doch so gut und schickt nur meinen Malkasten! Ich muß ja deswegen nicht immer malen. Aber an einem Sonntag Nachmittag wäre es mir die liebste Erholung. Also seid halt so gut. Viele Grüße an alle Bekannte. Euer dankbarer Hans."
Aquarell ⋅ 9,1 x 14,2 cm*
"Liebste Eltern! Zwei Tage war ich sprachlos über die wunderbare Sendung. Alles großartig und famos. Spottet jeder Beschreibung. Wie geht es Euch. Hoffentl. Seid Ihr gesund. Mir geht es gut. Nur spüre ich in den Ohren manchmal etwas, was mich an frühere Zeiten gemahnt. Also nochmals besten Dank für die Gute Sendung und nun seid herzl. geküßt von Eurem Hans. Viele Grüße an Herrn Wirkner [Maler Wenzel Wirkner]"
Gouache ⋅ 9,1 x 14,1 cm*
"Liebste Eltern! Vor allem besten Dank für die liebe Sendung. Hat mich sehr gefreut. Heut ist es eine andere Karte, wie gefällt sie euch. Diese Karte zeigt nur … der lieben … an. Daher folgt ein Brief. Es grüßt und küßt euch herzlich euer dankbarer Hans"
Gouache ⋅ 9,2 x 14,2 cm*
"Liebste Eltern! Bin gut in Freising angekommen. Hoffentl. seid Ihr alle gesund. Joseph hat meinen Tabak gestohlen. Ist nicht schön von ihm. Hätt ich nicht erwartet. Von Mittwoch ab beginnen die Schulaufgaben. 9 Stck. in diesem Trimester. Herl. Gruß u. Kuß Euer dankb. Hanns."
Tempera ⋅ 23,5 x 16,5 cm
Mischtechnik ⋅ 14,5 x 10 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 50 x 64 cm
Öl auf Leinwand ⋅ 43 x 53 cm
Aquarell, Deckfarben ⋅ 16,5 x 21,5
Mischtechnik ⋅ 12,4 x 9,5 cm
Mischtechnik ⋅ 18 x 15 cm
Tempera ⋅ 18,5 x 17 cm
Öl auf Hartfaser ⋅ 40 x 50 cm
Feder ⋅ 9 x 14 cm*
"Liebste Eltern! Wie geht es euch. Anna war heute bei mir. Sie hat gesagt, daß du liebe Mama gezürnt hast, weil wir nicht gleich geschrieben haben. Ich wußte wirklich nicht. Und wenn uns was passiert wäre, dann wärs schon in der Zeitung gestanden. Es grüßt euch herzlich euer dankbarer Hans."
Öl auf Hartfaser ⋅ 38,5 x 44,5 cm
Aquarell ⋅ 30,2 x 43 cm
Mischtechnik ⋅ 5,7 x 6,5 cm
Notiz von Edit Schmid an Ihren Mann: "Mein lieber Joseph! Ich habe bis 4h gewartet. Leider kann ich nicht mehr warten, da ich in eine Versammlung muß. Komme erst um 6 1/2h heim. Muß also Konzert ausfallen lassen. Den braungrünen Mantel habe ich für Dich bereit ge- ..."
Tempera ⋅ 17,5 x 18,5 cm