Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Marianne Lüdicke
Marianne Lüdicke
1919 Frankfurt am Main - 2012 Marquartstein
Plastiken in stiller Würde
Die ersten Jahre am Chiemsee waren für Marianne Lüdicke „das reine Mittelalter“[1] und doch gefiel ihr „das einfache, archaische Leben“[2] dieser Zeit. In einem kleinen Zimmer hatte Sie nach Kriegsende in Weisham bei Bernau eine Unterkunft gefunden. Zurück nach München zu gehen kam nicht in Frage. Nicht nur die große Wohnungsnot hätte dieses Vorhaben erschwert, auch die zahlreichen Künstlerkollegen, die ebenfalls aus der oberbayerischen Metropole geflohen sind, lebten nun am Chiemsee. „Aber in Weisham einen Arbeitsraum, ein Atelier zu finden, das wäre so ein Traum gewesen!“[3] Bereits im Sommer 1945 sollte sich dieser Wunsch erfüllen: Elektrisches Licht, fließendes Wasser oder eine Heizung gab es jedoch nicht. Um sich ein Zubrot im wörtlichen Sinne zu verdienen, half sie bei einfachen landwirtschaftlichen Tätigkeiten. „Für ein Butterbrot habe ich am Feld geholfen: Kartoffelernte, Unkrautrupfen und so weiter.“[4] Den Ton für ihr künstlerisches Schaffen bekam sie aus einem nahen Wald hinter der „Kumpfmühle“. „Da zog ich mit einem kleinen Wägelchen hin und grub mir soviel aus wie ich brauchte.“[5] Die Nachfrage nach künstlerischen Werken war in dieser Zeit freilich gering, doch gab Sie deswegen ihre Passion nicht auf. Konsequent arbeitete sie weiter, nahm Anregungen aus ihrer unmittelbaren Umgebung auf und entwickelte eine unverwechselbare Formensprache. „Meine fertigen, getrockneten Arbeiten brachte ich lange Zeit auf die Fraueninsel zur Töpferei Klampfleuthner zum Brennen […].“[6] Die ganze Prozedur war allerdings nicht nur zeitaufwendig und kostenintensiv, sondern das Ergebnis war gleichfalls oft enttäuschend. Schließlich kam es durch die unbeständig hohe Hitze in den Öfen oftmals zu Brüchen. Als Ausweg erwies sich der Zementguß, den sie Anfang der 50er Jahre erlernt hatte und der es ihr ermöglichte, vollkommen autark zu arbeiten. Nur der Transport verkomplizierte sich. Ab 1955 begann der langsame, sukzessive Übergang zum Bronzeguß, der zwar ein höheres Ansehen in der Kunstwelt genoss, gleichsam aber aufwendiger in der Herstellung war.
Die wichtigste Ausstellungsplattform nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus der Kunst in München, in dem Marianne Lüdicke ab 1948 als Mitglied der Neuen Münchner Künstlergenossenschaft regelmäßig ihre Werke präsentierte. Bereits im folgenden Jahr saß sie in der Jury für Bildhauerei und ab 1970 im Vorstand der Künstlervereinigung. Gleichzeitig erhielt sie offizielle Aufträge für Kunstwerke, die im öffentlichen Raum aufgestellt werden sollten. Mit den Jahren entstanden auf diese Weise zahlreiche überlebensgroße Plastiken, denen man heute ganz zufällig in Prien, Rosenheim und München, aber auch Darmstadt, Köln und Rom begegnen kann. Da ihr kleines Zimmerchen für diese Arbeiten schon bald zu klein wurde, ließ die Künstlerin 1959 ein Atelier in Weisham erbauen. Auf fließendes Wasser musste sie jedoch weiterhin verzichten und eine Wohneinheit wurde ebenfalls erst 1971 angefügt. Bis zu diesem Zeitpunkt lebte sie bei ihrem früheren Lehrer und Künstlerkollegen Wilhelm Maxon und seiner Frau.
Ihre Ausbildung zur Bildhauerin begann 1938 in der Kunstschule W. G. Maxon in München. Die schüchterne 19 Jährige, die ihr bisheriges Leben in der Obhut ihrer Eltern in Frankfurt verbracht hatte, war über Nacht auf sich allein gestellt. Gleichfalls zaghaft stellten sich ihre Anfänge in der Schule des Grafikers und Malers Wilhelm Maxon dar, doch lebte sie sich in die spartanische, neue Welt rasch ein. In den Sommerferien fuhr man aufs Land. Durch diesen Umstand lernte die junge Frankfurterin das kleine Dorf Weisham kennen, in dem Maxon unterrichtete und das sie als „[…] eine Kolonie der Verachtung des »Dritten Reiches«“[7] bezeichnete. Ihr Lehrer war „ein erbitterter Gegner“[8] des nationalsozialistischen Regimes und vermittelte der jungen Künstlerin trotz der allseits propagierten NS-Ideologie eine umfassende Kenntnis aller künstlerischen Strömungen. „Ins »Haus der deutschen Kunst« ging man nach Maxons Schule eher mit Verachtung.“[9] Richtige Vorbilder, zu denen man aufsah, ergaben sich dadurch schwerlich. Zudem kam man mit den Arbeiten großer expressionistischer Künstler nur über Bücher in Kontakt. Entsprechend geringen Einfluss hatten auch die zukünftigen, beständig wechselnden Kunstrichtungen auf ihr Oeuvre. Ihr Schaffen konstituierte sich allein aus ihrer eigenen Wahrnehmung und den vielen Eindrücken ihrer Reisen. Nur zur Archaik hegte sie eine große Liebe.
Nach erfolgreich absolvierter Aufnahmeprüfung nahm Lüdicke 1939 ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste zu München bei Professor Richard Knecht auf. „Natürlich dachte man zuerst, alles ändert sich […]. Aber es zeigte sich, daß das Leben für die meisten weiterging wie geplant“, erinnerte sich Lüdicke an den gleichzeitigen Kriegsbeginn.[10] Erst nach und nach begann sich der Krieg spürbarer auf das Leben der jungen Künstlerin auszuwirken. Doch erst im Jahr 1944, als die beständigen Luftangriffe das Arbeiten in München nahezu unmöglich gestalteten, die Kunstschule Maxon und die Akademie in Trümmern lag, ergriff sie die Flucht an den Chiemsee.
„Für mich ist Schönheit, Harmonie, Freude, Frieden so wichtig im Leben, daß sich das bei der Gestaltung meiner Plastiken ganz selbstverständlich niederschlägt. Alles Zerstören liegt mir fern. Ich will auch keine Mission erfüllen. Ich will auch nichts verschlüsseln und kompliziert machen. Ich glaube nicht, daß es sinnvoll ist, überall das Negative zu suchen und darzustellen. Nicht als ob es davon nicht genug gäbe in der Welt. Aber um das Gleichgewicht im Leben zu behalten, suche ich lieber das Lebenswerte. Das Menschliche, die Freude an den kleinen und großen Dingen, an den vielfältigen Beziehungen der Menschen untereinander und miteinander.“[11] Eine pathetische Ideologie, die sich hinter den Werken verbirgt, gibt es im Schaffen Marianne Lüdickes nicht. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Mensch. Doch nicht in detailgetreuer Wiedergabe, sondern in einer organisch-dynamischen Abstraktion, die die Plastiken zum Gestus einer Innerlichkeit, zum Spiegel zwischenmenschlicher Gefühle formen. Es ist der ehrliche Blick einer Künstlerin auf die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung, der bescheiden und doch unverschleiert seine Darstellung findet. Trotz ihrer harmonischen Ausgewogenheit besitzen die Figuren, die allein, paarweise oder in kleinen Gruppen für sich wirken, eine lebendig bewegte Oberfläche, die gleichfalls ihre künstlerische Herkunft nicht verleugnet. Ihnen wohnt eine stille Würde inne. Sie „[…] laden ein zu jenem ruhigen, unspektakulären aber umso tieferen Miteinander, wie es – nicht zuletzt in der Kunst unserer Tage – so selten geworden ist.“[12]
Franz Emanuel Maria Gailer
[1] Marianne Lüdicke: Erinnerungen, Prien 1998, S. 79.
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Marianne Lüdicke, in: Klaus J. Schönmetzler: Biographische Bilderspuren, in: Marianne Lüdicke. Band 3. Arbeiten aus 35 Jahren. Skulpturen – Zeichnungen, Weisham 1989, S. 8.
[5] Marianne Lüdicke: Erinnerungen, Prien 1998, S. 79.
[6] Ebd.
[7] Marianne Lüdicke: Erinnerungen, Prien 1998, S. 66.
[8] Ebd., S. 64.
[9] Marianne Lüdicke, in: Klaus J. Schönmetzler: Biographische Bilderspuren, in: Marianne Lüdicke. Band 3. Arbeiten aus 35 Jahren. Skulpturen – Zeichnungen, Weisham 1989, S. 8.
[10] Marianne Lüdicke: Erinnerungen, Prien 1998, S. 57.
[11] Marianne Lüdicke, in: Anton Sailer: Einführung, in: Marianne Lüdicke. Band 1. Bronzeplastiken und Zeichnungen, Weisham 1976, S. 12.
[12] Birgit Löffler: Geleitwort, in: Marianne Lüdicke: Altes + Neues. Skulpturen, Prien 1999, o. S.
Bronze, WVZ 84 alt ⋅ 32 x 64 cm
Bronze ⋅ 16,5 x 28,5 cm
Bronze ⋅ 48 cm
Weitere Zusatzabbildung
Bronze ⋅ 28 x 70 cm
"Mein Neffe Joachim Plass lag mal auf den Bauch flach auf dem Boden, ca. 9 Jahre alt, ganz faul und entspannt."*
Weitere Zusatzabbildungen
Bronze ⋅ 53,5 cm
Bronze ⋅ 19 x 27,5 cm ⋅ sehr selten
Bronze ⋅ 38 cm
Bronze ⋅ 15 x 23 cm
Bronze ⋅ 36 cm
Bronze ⋅ 19,5 cm
Eisenguss ⋅ 19,5 x 14 cm ⋅ Unikat
Bronze ⋅ 57 cm
Bronze ⋅ 53 cm
Zement ⋅ 59 cm ⋅ Einer von zwei Güssen
"Auf einem langem Fußmarsch 1952 auf der Küstenstraße von Lido Mondello nach Palermo (Sizillien), keine Autos, landeinwärts das ansteigende Gelände von wenigen Schafen belebt, man hört die Rufe der Hirten, aber man sieht sie nicht - zu weit weg. Diese "Unsichtbaren" stelle ich mir vor, so wie sie damals noch waren, die ganze Situation von Meer und weiten Abhängen, rufe ich mir bei dieser Arbeit wieder zurück"
Bronze ⋅ 20 x 18 cm
Zement ⋅ 40 cm ⋅ Unikat
Zement ⋅ 46,5 cm
Bronze ⋅ 11 cm
Bronze ⋅ 29 cm
Bronze ⋅ 29,5 cm
Bronze ⋅ 27 x 30 cm
Bronze ⋅ 32 x 35 cm
Bronze ⋅ 27 cm
Bronze ⋅ 36 x 37 cm
Bronze ⋅ 42,5 cm
Bronze ⋅ 36 cm
Bronze ⋅ 18 x 22 cm ⋅ sehr selten
Bronze ⋅ 33,5 x 60 cm
Bronze ⋅ 41 cm
Bronze ⋅ 60 cm
Bronze ⋅ 13 cm
Bronze ⋅ 21 x 38 cm
Bronze ⋅ 41 x 40 cm
Bronze ⋅ 47 x 30 cm
Bronze ⋅ 53 cm ⋅ Einer von drei Güssen
"Irgendwann habe ich einen vollendet schönen Körper machen wollen."
Bronze ⋅ 33 cm
Bronze ⋅ 21 cm
Bronze ⋅ 12 x 24,5 cm
"War der Entwurf für die überlebensgroße Skulptur vor der Simssee Klinik in Bad Endorf."
Bronze ⋅ 14 x 14 cm
Bronze ⋅ 15 x 16 cm
"In Südfrankreich, Provence, in den kleinen Orten, überall auf den Plätzen sitzen die alten Männer und schauen dem Boule-Spiel zu. Im Hinterland ist es einsam, kein Mensch. Vielleicht haben hier einmal Schafe geweidet. Später, wieder zu Hause, erinnere ich mich an diese Atmosphäre, sehe die alten Hirten sitzen, brauche das nur noch plastisch sichbar zu machen."
Bronze ⋅ 58 x 40 cm
"Bei einem Aufenthalt auf Kreta sehe ich zwei Hirten an der Bushaltestelle stehen in ihrer typischen Kleidung, großer Filzmantel, hohe Gummistiefel ... für mich sehr eindrucksvoll."
Bronze ⋅ 31 x 20,5 cm
"An einem sonnigen Sonntagmorgen sehe ich am Chiemseeufer einer Gruppe junger Leute fröhlich reiten, unbeschwerte Lebensfreude."
Bronze ⋅ 15,5 x 22 cm
"Entstand für einen Wettbewerb der Pfalz. Thema "Wein". Habe keinen Preis bekommen."
Bronze ⋅ 90 cm
Bronze ⋅ 66 x 90 cm
Bronze ⋅ 37 cm
"Diesen Clown habe ich im Zirkus Krone in München gesehen in seiner schlichten Nummer. Unter dem weiten Gewand verbarg er verschiedene Musikinstrumente. Ich schrieb dem Zirkus Krone um seine Adresse und bekam sie auch. Er war Bulgare, schrieb mir auch zurück mit Bild. Er hieß Grigo Grigorescu."
Bronze ⋅ 69 x 68 cm
Bronze ⋅ 20 x 17 cm
Bronze ⋅ 23 cm
Bronze ⋅ 38 cm
"Petra ... in einem Konzert in Amerang. Die bewegte, schlanke Gestalt im weißen, langen Gewand, hat mich tief bewegt, hat sich bei mir eingegraben."
Bronze ⋅ 12 x 15 cm
"Sibylle ist mit den drei Kindern in Weißham, wir modellieren ein bisschen an dem großen Tisch, jeder so gut, wie er kann. Für mich ist die kleine Plastik im Geiste schon fertig."
Bronze ⋅ 11 x 20,5 cm
"Auf dem Weg nach Prien, an der Bahn entlang, leben drei Kaninchen in einem Hasenstall mit Auslauf. Einmal. an einem neblig kalten Tag kuscheln sie zusammen, um sich zu wärmen."
Bronze ⋅ 39 cm
"Ein Foto an der Wnad in der Wohnung von Christiane in München finde ich so beeindruckend, dass ich die gelassene Haltung der Frau mit Kind auf einem Knie nicht vergesse. Es ist die Mutter von ihrem Mann."
Bronze ⋅ 18 cm
"Einige Kinder spielen im Garten bei Helene in Kronberg, es ist Sommer. Verkleiden ist immer ein großer Spaß. Benjamin (Großenkel) setzt einen großen Hut auf, zieht ein weites Hemd an, schon ist er verkleidet. Auch für mich ein Spaß!"
Bronze ⋅ 17 cm
Bronze ⋅ 16 cm
"Die Großnichten Julia und Raphaela (Kusinen) lieben sich, spielen zusammen. Da gibt es viele Motive für mich."
Bronze ⋅ je 50 x 28 cm
Bronze ⋅ 29 x 16 cm
"Nicht weit von der Bronzegießerei Herbich in Gernlinden sehe ich hinter einem Zaun eine kleine Hühnerschar mit Gockel, alle schwarz, der Gockel faszinierend! In seiner Form ist er schon fast eine fertige Skulptur, die Federn alle anliegend wie ein seidiges Fell. Als ich ein paar Skizzen mache, schimpft er."
Bronze ⋅ 13 cm
Bronze ⋅ 19,5 x 21 cm
Bronze ⋅ 27,5 x 9,5 cm
Bronze ⋅ 11 x 13 cm
"Die Eltern von Julia machen in Weißham Urlaub, das Kind im Wagen auf der Terasse. Julia strahlt, denn es ist ihr gelungen, sich aufzurichten."
Bronze ⋅ 16 cm
Bronze ⋅ 17 x 11 cm
Bronze ⋅ 13 cm
Bronze ⋅ 17 cm
Bronze ⋅ 11 x 15 cm
Bronze ⋅ 27 x 13 cm
Bronze ⋅ 17 x 17 cm
Bronze ⋅ 14 x 7 cm
Mitte: Langer Zopf ⋅ 1973
Bronze ⋅ 14 x 4 cm
Rechts: Kind im Wind ⋅ 1980
Bronze ⋅ 14 x 6 cm
Bronze ⋅ 22 x 27 cm
Bronze ⋅ 23 x 10 cm
Bronze ⋅ 15 x 24 cm
Bronze ⋅ 60 x 42 cm
Bronze ⋅ 11 cm
Bronze ⋅ 13 cm
Bronze ⋅ 8 x 9 cm
Bronze ⋅ 21 x 13 cm
Bronze ⋅ 107 x 33 cm
Bronze ⋅ 11 x 17 cm
Bronze ⋅ 22 x 22 cm
Bronze ⋅ 28 x 70 cm
Bronze ⋅ 29 x 19 cm
Bronze ⋅ 25 x 10 cm