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Ihre süddeutsche Galerie für den Kauf und Verkauf von Paula von Goeschen-Rösler

Paula von Goeschen-Rösler

Paula Rösler (seit 1926: Paula von Goeschen-Rösler) Image
Paula Rösler (seit 1926: Paula von Goeschen-Rösler)

1875 Schlierbach, Baden-Württemberg - 1941 Wurmsdorf bei Söllhuben

"Der Vater der Künstlerin ist nach einem Chemiestudium in Dresden und München mit 54 Jahren Besitzer einer Fabrik für Feinsteinzeug in Rodach/Herzogtum Coburg. Wie später seine Tochter, dichtet er und interessiert sich für Musik. Die aus Litauen stammende Mutter hilft dem Vater als Prokuristin in der Fabrik, malt und vererbt ihrer Tochter zudem ihre ausgeprägte Naturliebe. [...] 1902 geht Paula Rösler zum Kunststudium nach München und besucht die Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins. Da der Vater damit nicht einverstanden ist, kommt es zum Bruch. Der Kontakt zur Mutter bleibt bestehen.

1904 beginnt Röslers enge Freundschaft zu Waldemar Bonsels, dem Verfasser der Biene Maja. 1905 bringt die Künstlerin ihren ersten Gedichtband "Falter" mit eigenen Illustrationen im Verlag E. W. Bonsels heraus. Die Vignetten bevölkern filigran gezeichnete japanische Schmetterlinge, Libellen, Spinnweben, Zweige, die in ihrer linearen Vielfalt äußerst phantasievolle grafische Muster bilden. Die Leichtigkeit der schwebenden Insekten harmoniert mit der dichterischen Sprache der Lieder. Im folgenden Jahr, 1906, publiziert sie nochmals im Verlag E. W. Bonsels den Lyrikband "Fahana" und 1909 bei A. R. Meyer "Karfreitag". Bereits bei den Illustrationen des Gedichtbands "Falter" zeigt sich die besondere grafische Begabung der Künstlerin, ihr Gespür für zarte Linienstrukturen, feine Binnenzeichnung und für Bildräumlichkeit.

1914 zeigt Paula Rösler auf der Werkbundausstellung in Köln Scherenschnitte - die Technik in der sie Meisterin ist. Sie widmet sich der unerschöpflichen Vielfalt der Pflanzenwelt, entwickelt farbige Kompositionen vergrößerter Ausschnitte und weiß diese Motive mehrschichtig, sich überlagernd zu präsentieren. Dabei gelingt es ihr, den Bildraum linear spannungsvoll und in immer wieder neuer Gestalt zu vernetzen. Röslers grafischer Blick erkennt differenzierte Blattformen in unscheinbaren Wiesen- oder Wegesrandkräutern und erfasst filigran sich überschneidende Gras- oder Kornhalme. Bei Farnen, Misteln, Kiefern- und Latschenzweigen thematisiert sie auch das Zusammenspiel von Nadel- und Zapfenstrukturen. Es ergeben sich Überschneidungen durch die linear erfassten Motive von Zweigen, Nadeln, Stängeln und die plastischen Formen der Blüten, Zapfen oder kleiner Insekten, die sie mit einbezieht. Die dezente Farbigkeit der Scherenschnitte und die Rhythmisierung durch ein lebhaftes Licht- und Schattenspiel lässt eine schier unbegrenzte Vielfalt von Bilderfindungen zu. Mit der Farbgebung löst sie sich "völlig vom Schwarz-weiß-Schema des traditionellen Scherenschnitts. Die Scherenschnitt-Technik tritt in den Hintergrund, die Qualitäten des Malerischen bestimmen die Bildwirkung. [...]

Paula Rösler arbeitet nicht nur in der Technik des Scherenschnitts, sondern behandelt die Naturthematik ebenso in Pastell, Aquarell und Tempera. Auch hier weiß sie ein reizvolles grafisches Muster aus hellen und dunklen Blatt-, Blüten- und Fruchtformen unter Wahrung freier, Raum und Atmosphäre stiftender Flächen zu entwickeln. So kann ein blauer Himmel als Hintergrund assoziiert werden oder aber Blüten in fluoreszierender, hellbunter Farbigkeit vor nächtlicher Schwärze. Die Mannigfaltigkeit ihrer Darstellungsmöglichkeiten und die Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenmotive und deren Charakteristik zeigen Paula Rösler als hochbegabte Künstlerin, gleichzeitig aber auch als wissenschaftliche Archivarin der Natur.

1915 kauft Paula Rösler ein bäuerliches Anwesen in Wolfspoint/Achenmühle und zieht in den Chiemgau. 1921 ist die Grafikerin und Zeichnerin Gründungsmitglied der Freien Vereinigung Chiemgauer Künstler "Die Welle", die bis 1934 existiert. 1926 heiratet die nun über Fünzigjährige den Insektenkundler Feodor von Goeschen und teilt mit ihm ihre Liebe zur Natur. Da ihre Einnahmen durch den Verkauf von Scherenschnitten, dem Entwurf von Stoffmustern, dem Anfertigen von kleinen kunstvollen Handarbeiten, die Veröffentlichung von Gedichten und das Einkommen ihres Mannes nicht ausreichen, trägt sich das Ehepaar mit dem Gedanken, nach Brasilien - auch wegen seiner Schmetterlingsforschung - auszuwandern, was sie aber nicht realisieren. Der asthma- und herzkranke Feodor von Goeschen stirbt bereits 1931. Ein Jahr später verkauft die Witwe ihr Domizil und zieht nach Wurmsdorf bei Söllhuben im Kreis Rosenheim. Ein Förderer der Künstlerin ist Professor Rudolf Esterer, leitender Architekt der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Er vermittelt die Präsentation ihrer gerahmten Scherenschnitte als Wanddekoration in Schloss Linderhof sowie im Seehaus des Kleinhesseloher Sees im Münchner Englischen Garten.

Seit ihrem Umzug nach Wurmsdorf ist Paula von Goeschen-Rösler regelmäßig auf Ausstellungen des Dachauer Kunstvereins mit ihren Arbeiten vertreten. Die Künstlerin überlebt ihren Mann um zehn Jahre. Sie stirb 1941 im Alter .von 66 Jahren. Heute hängen einige ihrer Scherenschnitte im Jagdschloss "Haus des Gastes" in Bad Rodach."

(Angelika Burger, Ideale Verbindung von Liebe zur Natur und Zeichentalent, in: Ab nach München!, Künstlerinnen um 1900, Süddeutsche Zeitung GmbH, München 2014, S. 135f.).

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Rückblick
Fächerpalme und Edelpinus  um 1930

Scherenschnitt, Tempera ⋅ 73,5 x 61 cm

"Es ist eine zarte Japanomanie über diese Bildereien ausgebreitet. Es ist Perspektive und Bewegung der Zweige zu beobachten, es ist der Wind zwischen den Blättern und Nadeln zu verspüren." (Egbert Friedrich, 1994)